Petra, der Roboter
nap + forum::für::umläute - 1998
„wahrnehmung“ bedeutet „in verwahrung nehmen“, speichern. so betrachtet, entfernt sich die rezeption von der bloßen sensorik und wendet sich viel mehr der informationsverarbeitung im hirn zu. bei näherer untersuchung des menschlichen wahrnehmungsapparates stellt sich heraus, dass primär nicht sinneseindrücke an das bewußtsein weitergegeben werden, sondern die inputs der sinnesorgane vielmehr zuerst im thalamus komplex miteinander verschaltet werden, um dann erst in das großhirn zu gelangen. daraus resultiert, dass eindrücke nicht nur aus den zugehörigen sinnesreizen entstehen, man sieht nicht nur mit den augen, man hört auch mit der nase. aufgrund völlig anders gearteter reizung verschiebt sich die konzentration auf einen bestimmten sinn. ein roboter soll diese wahrnehmungsverschiebung bewußt machen. als mobile installation im öffentlichen (also von wahrnehmenden menschen bewohnten) raum muß er auf seine umwelt reagieren um sich nicht ins unglück zu stürzen. sein wahrnehmungsapparat läßt jedoch eine solche erfassung des ortes nicht zu denn die sensorik ist auf ein stereophones abbild des umgebungsschallfeldes beschränkt. stumme hindernisse werden nicht wahrgenommen, nur was lärmt wird auch beachtet. übersteigt der schallpegel an einem der beiden mikrophone einen bestimmten pegel, so wird einer der beiden antriebsmotoren ein- beziehungsweise ausgeschalten. eine im roboter montierte videokamera überträgt ein visuelles bild der umgebung zu einem bildschirm im angrenzenden raum. dadurch sieht der/die besucher/in, was der roboter hört. allerdings bleibt die kameraführung nicht nachvollziehbar, da das umgebungsschallfeld des roboters im nachbarraum nicht wahrgenommen werden kann, die kamera wird sozusagen „unbewußt“ gesteuert. roboter sind machos, petra ist eine frau.