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He boxed regularly and was strong and very brave and always a perfect gentleman

a physical live coding performance: 2 boxers and a referee create, modify and destroy a patch by - boxing

Was Performance Concert
Wann 16.04.2009
von 19:00 bis 20:30
Wo IEM CUBE, Graz, AT
Name Josef Klammer
Kontakt-E-Mail
Teilnehmer Georg Holzmann (champion), Michi Pinter (champion), IOhannes m zmölnig (champion)
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 1989 gab es vom Klammer-Gründler-Duo eine musikalische Boxperformance: sie stellten zwei Profiboxer in den Ring und begleiteten sie live dazu, Bewegung und Schläge der Boxer bestimmten Rhythmus und Klänge dieses 3x3-minütigen Kampfkonzertes/Konzertkampfes. Auf genau diese Performance, die Johannes Zmölnig nur dokumentarisch kennt, aber genial findet, bezieht sich der Auftritt seines Trios mit Georg Holzmann und Michi Pinter beim V:NM 09.

Die Sahnehaube ihrer subversiv-respektvollen Referenz liefert einmal mehr die Geschichte; es gibt nämlich einen historisch belegbaren deutsch-österreichischen Amateurboxer namens Josef Gründler. Zmölnig: „Es war kein Plan, diese Musikperformance exakt zu transformieren, sondern sich auf etwas aus dem alltäglichen Leben zu beziehen. Aber wenn sich dann ein Fenster aus der V:NM-Geschichte öffnet und die Sicht auf etwas freigibt, auf das man sich beziehen kann, passt es, und wenn der Bezug stimmt, kommt es zur Realisation.“

Wesentlich für die musikalische Aktion des V:NM 09-Projekts ist indes ebenfalls die haptische Interaktivität: so existiert ein Programm, das in der Software das Audio generiert, und dazu werden zwei Boxer gegeneinander antreten, durch deren Boxtätigkeit das Programm umgeschrieben wird. Dabei geht es nicht um Parameter wie laut oder leise, sondern um das Programm, das wirklich live umgeschrieben wird. Durch die Bewegung der ‚Wireless Audio Boxer’ werden die Daten für die direkte musikalische Umsetzung übertragen: ein Treffer wird z.B. direkt in das Programm übertragen, so dass eine Zeile weggelöscht wird, und alle Bewegungen wie Ausweichungen, eventuell auch die Defensivbewegungen, werden analysiert. Zmölnig: „Es wäre spannend, nicht nur die Aktivbewegungen, sondern auch die strategischen Defensivbewegungen zu analysieren. Es existiert ein Unsicherheitsfaktor in der Performance, das ist klar. Improvisation ist immer ein wichtiger Faktor bei uns, weil wir oft bei Null anfangen.“

Zwei spielen als Boxer – eventuell auch im Boxdress, also so authentisch wie möglich –, einer ist Ringrichter. Über eine Projektion kann das Publikum die Änderungen in Echtzeit miterleben, so dass transparent wird, welche Auswirkungen die körperlichen Bewegungen auf Programm und Audio haben. Zmölnig und Holzmann haben schon relativ viel mit derartigem Live-Coding, also der Generierung von Musik durch Live-Audio-Änderungen, gemacht. Ihre Intention ist es, auf diese Weise den Computer generell als Instrument zu nutzen, und nicht nur die Software.

Ihre Performances, so z.B. beim musikprotokoll steirischer herbst 2005, liefen unter dem Alias Pd Graz. Pd steht für das Open Source-Programm Pure data, mit dem sich der Pd Graz-Verein intensiv beschäftigt, um dessen Umgebungen und Anwendungen auszuloten. So organisierte man mit der Pd Graz-Community bereits 2004 die erste internationale Pd-Convention und 2005 das Pd-Label und -Radio. Performt haben die Pd’ler in wechselnden Besetzungen u.a. schon in Prag, Montreal oder Belfast. Beim Live-Coding geht es primär darum, dass man nicht über Noten, sondern Algorithmen improvisiert, und genau das versucht Pd anschaulich umzusetzen und zu vermitteln. „Das Problem bei Computermusik“, so Zmölnig, „ist der gebeugte Laptop-Nerd, bei dem man nicht weiß, ob er ein Spiel spielt oder E-Mails abliest.“

Auch bei ihrem V:NM 09-Auftritt ist die Intention des Trios, dass elektronische Musik nachvollziehbar wird und dass man sieht, was gemacht wird, um deren Direktheit und Transparenz zu intensivieren. Wichtig für die Performance, so Zmölnig, ist ebenfalls die Betonung und Akzentuierung des Musikantischen und Instrumentellen, und sie spielt natürlich auch etwas mit dem direkten Bezug auf die KGD-Performance, indem der potenziell überseriöse Charakter einer Trackingperformance etwas subversiv bearbeitet werden soll: die Subversion der Subversion sozusagen.

Zmölnig hat derzeit eine freie Dozentur am Institut für elektronische Musik Graz inne und ist ebendort Systemadministrator. Er schreibt an seiner Dissertation und arbeitet im Medienkunstbereich.

Michi Pinter, ursprünglich Grazer und mittlerweile auch in Berlin zuhause, ist musikalisch durch die Gruppe Remi und audiovisuelle Noiseperformances in Erscheinung getreten, heute arbeitet er überwiegend als freischaffender Künstler mit dem Schwerpunkt Sound/Video/Computerkunst.

Georg Holzmann hat am Institut für elektronische Musik Toningenieur studiert, sein Diplom an der TU Graz abgeschlossen und lebt jetzt in Berlin, wo er an der dortigen TU über ein Stipendium Forschungen über Computermusik betreibt und als freischaffender Künstler aktiv ist.

Alle drei sind Computermusiker und schreiben selbst Computermusikprogramme oder Audioumgebungen mit allen Abstufungen, bei denen man als Programmierer in Musik eingreifen kann. Sie haben alle drei in unterschiedlichen Konstellationen zusammengespielt, aber noch nie zu dritt – doch alle drei sind definitive Champions. They ever come back …

(Marcus Majda)

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